«Wenn nichts mehr zu machen ist, gibt’s noch ganz viel zu tun.» Das ist einer der wichtigsten Sätze von Cicely Saunders, der Begründerin der Palliative Care. In den 1960er bis 1980er Jahren wirkte Cicely Saunders in England. Seit den 1970er Jahren ist die Palliative Care auch in der Schweiz ein Begriff. Die umfassende palliative Betreuung kommt dann zum Zuge, wenn jemand an einer unheilbaren, zum Tode führenden Erkrankung leidet. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass nebst den physischen Aspekten ganz bewusst auch die psychischen, emotionalen, sozialen und spirituellen Komponenten erfasst und sowohl mit dem / der Patient:in als auch mit den Angehörigen angeschaut werden. Diese Art der Betreuung kann in jedem Stadium der Krankheit begonnen werden, also auch, wenn der Tod noch nicht unmittelbar bevorsteht. Es gilt sogar der Ansatz: Je früher desto besser. Vergleicht man die sogenannte «Early Palliative Care» mit einer Standardbehandlung zeigt sich, dass die «Early Palliative Care»-Patient:innen am Ende des Lebens eine weniger aggressive Behandlung benötigen und länger leben.
Hören Patient:innen den Begriff «Palliativstation», haben sie oft das Gefühl, dass nun der Tod nur noch wenige Tage entfernt sei und sie auf dieser Station versterben werden. Dem ist bei Weitem nicht so. Die Zahlen des Jahres 2024 der Palliativstation des Spital Zofingen zeigen, dass deutlich mehr als 2/3 der Patient:innen (72.5%) nach einem im Schnitt 10.8 Tage dauernden Aufenthalt wieder austreten können. Manchmal ist die Rückkehr nach Hause nochmals möglich, manchmal ist ein Hospiz- oder ein Pflegeheim-Platz die beste Lösung.
Was kann denn die Logopädie in diesem interprofessionellen Team auf der Palliativstation bieten? Sehr viel. Von den 182 Patient:innen, die im Jahr 2024 auf der spezialisierten Palliativstation waren, hatten 70 Patient:innen (38.5%) Logopädie.
Das logopädische Störungsbild, das bei den Palliativ-Patient:innen mit Abstand am meisten vorkommt, ist die Dysphagie (56). Bei 14 Patient:innen wurde eine Dysphonie festgestellt. Unter anderem gab es noch 9 Patient:innen mit einer Dysarthrie und 4 mit einer fazialen Parese.
Im Bereich der Dysphagie machen wir nebst Kostformanpassungen und Essbegleitungen oft auch Behandlungen rund um die Xerostomie (Mundtrockenheit), unterstützen die Pflege bei der Mundygiene bei Patient:innen, die in der «End of life»-Phase sind und wenden oft die Methode «Myofasziales Release» im ganzen Hals-Nacken-Bereich an, um die Schmerzen beim Atmen und Schlucken zu mindern, die nicht selten durch das häufige Liegen und das teilweise oberflächliche Atmen entstehen.
Wir Logopäd:innen sind aus dem interprofessionellen Palliativ-Care-Team nicht wegzudenken und sollen auch in diesem Bereich unsere grosse und wichtige Fachkompetenz einbringen können.
Helen Amstad, Dipl. Logopädin, Spital Zofingen
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