Bachelor in Logopädie – und bald danach ein Master

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Nach einem Bachelor in Logopädie gibt es in der Schweiz und im angrenzenden Ausland verschiedene Möglichkeiten, einen Master zu erlangen. Dieser Post gibt einen persönlichen Einblick in meine Überlegungen zur Wahl des Masterstudium und dessen Absolvierung.

Logopäd:innen, die mit Kindern arbeiten, therapieren (meist) in ihrer Herzens- oder Muttersprache. Mit Schweizerdeutsch als meine Muttersprache, ist die Möglichkeit, als Logopädin im Ausland zu arbeiten, entsprechend eingeschränkt (siehe auch Erfahrungsberichte von Sarah Ackermann im Dezember 2021 und Mai 2022 auf diesem Blog). Da ich aber nochmals «weg» wollte, musste es für mich ein Studium sein.

Aus persönlichen Vorlieben für die Region durchsuchte ich bald Masterprogramme aller skandinavischen Universitäten. Nach meiner ersten beruflichen Tätigkeit an einer heilpädagogischen Schule brenne ich für Themen wie Unterstützte Kommunikation, Frühe Interventionen und Interdisziplinarität. Im Bereich „Disability Research“ und „Child Studies“ gibt es in allen Ländern Skandinaviens verschiedene Studienangebote. Schlussendlich überzeugte mich das Programm „Interventions in Childhood“ in Jönköping, Schweden, weil es als einziges auf Englisch angeboten wird. Also habe ich mich mit einem Motivationsschreiben beworben, meine Stelle gekündigt, die Wohnung geräumt und mich auf den Weg gemacht.

Zwei Jahre nach dem Bachelor-Abschluss sass ich also wieder in einem Hörsaal. Meine 21 Mitstudent:innen aus 16 verschiedenen Ländern aus der ganzen Welt hatten ebenfalls den Weg in die südschwedische Provinz gefunden. Sowohl die Dozierenden als auch die Mitstudierenden hatten unterschiedliche Hintergründe, nicht nur von ihren Heimatländern, sondern auch professionell: Ursprünglich waren sie Psycholog:innen, (Sonderschul-)Lehrpersonen, Sozialarbeiterinnen, Game Designer, Orthopädistin, Physio- oder Ergotherapeutinnen oder Logopädinnen.

Wir wurden, unter anderem, unterrichtet in Systemtheorien, vertieften wissenschaftliche Arbeitstechniken und diskutierten Themen der Partizipation/Teilhabe. Der Austausch in der Lerngruppe mit den verschiedenen Erfahrungen meiner Mitstudierenden und den Luxus, sich vollzeitlich auf das Studium einlassen zu können, ermöglichte mir die vertiefte Auseinandersetzung mit den Themen. Es machte mir Spass, Hausarbeiten zu verfassen oder die Modelle anhand von Fallbeispielen aus meiner vorherigen Praxis zu diskutierten. Meine Schreibfreude wurde unterstützt von der gut ausgestatteten Bibliothek und den regelmässigen Kaffeepausen mit Mitstudent:innen. In Schweden hat „fika“ (die Kaffeepause mit Kolleg:innen, wo auch etwas Kleines gegessen wird) einen festen Platz im Alltag.

In nur zwei Semestern konnte ich wunderbare Freundschaften schliessen, lernte viel über mich selbst und vertiefte mein Wissen. Nichtsdestotrotz habe ich meine Freund:innen und meine Familie im Alltag sehr vermisst und die Dunkelheit (welche ja in Südschweden noch nichts ist im Gegensatz zum Norden...) hat den langen Winter in einer eher ruhigen Stadt für mich anspruchsvoll gestaltet. So habe ich nach 60 ECTS das Studium, quasi einen Kurz-Master, in Schweden abschliessen können. Nun freue ich mich auf neue berufliche Herausforderungen zurück in der Schweiz. Die Ansätze und Wertehaltungen, die ich an der schwedischen Universität gelernt, weiterentwickelt oder gefestigt habe, werde ich bestimmt im Berufsalltag als Logopädin umsetzen und vertiefen können.

Lea Muggli, Logopädin, Mitbetreuung von Blogopädie

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